Mit Hightech auf Keltenspuren
Eingesetzte Messverfahren und ihre Ergebnisse.

 

Magnetik

 
 

Die Magnetik ist die Standardmethode in der geophysikalischen Archäoprospektion.
Zur flächendeckenden geomagnetischen Erkundung des Krautbühls und seiner Umgebung wurde ein Fluxgatemagnetometer eingesetzt. Dabei wird der Vertikalgradient des Magnetfeldes mit zwei Sonden gemessen. Die maximale Erkundungstiefe des Gerätes liegt bei etwa 2 m. Die Auflösung des Messinstruments beträgt 0,1 nT (nanoTesla), wobei das Magnetfeld (Totalfeld) in Nagold eine Stärke von etwa 47.500 nT besitzt.

Im Bereich des Krautbühls ergeben sich zahlreiche Anomalien durch eisenhaltige Objekte, die zum überwiegenden Teil im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Nutzung des Krautbühls stehen dürften.
Nichteisenhaltige, archäologische Objekte, wie z.B. Mauern, Steinkistengräber oder ausgehobene und wieder verfüllte Gruben und Gräben, verursachen dagegen im Magnetfeld nur geringfügige Abweichungen von wenigen nanoTesla, und sind damit auf einer gestörten Messfläche nur schwer erkennbar. Eine etwa 10 m lange, leicht gebogene Struktur im Norden des Krautbühls könnte so die Fortsetzung der in diesem Bereich aufgefundenen Mauer (Hügelfussumgrenzung) sein. Aus den Magnetfeldmessungen, ebenso wie aus den Messungen mit Bodenradar, ergibt sich jedoch kein Hinweis darauf, dass diese Mauer noch vollständig und durchgehend um den Hügel herum erhalten ist.

 
         
   

Messwertverteilung Magnetik - Magnetogramm (Auszug): Die weißen Linien entsprechen schwachen Anomalien, die Teile alter Grabanlagen darstellen könnten.

Dynamik der Graustufendarstellung:
+/- 5 nT

weiss: negative Werte
schwarz: positive Werte

 
 


Das Gelände ist magnetisch nur gering gestört und es zeichnen sich hier im Magnetogramm schwach mehrere, meist halbkreisförmige Strukturen ab (in der Abbildung weiss eingetragen). Aufgrund der Form und Ausprägung der Anomalien sowie der Nähe zum Krautbühl könnte es sich dabei um Spuren vor- und frühgeschichtlicher Gräber handeln.

 
  Bodenradar

     
  Verhältnissen und der verwendeten Messfrequenz eine Erkundungstiefe bis maximal 10 m möglich. Gemessen wird dabei entlang von Profilen, die Darstellung der prozessierten Messdaten erfolgt in Radargrammen. Im Untergrund vorhandene Objekte sind in den Radargrammen aufgrund typischer Reflexionshyperbeln erkennbar.
Die Messungen mit Bodenradar erfolgten aufgrund des höheren Aufwandes für Messung und Datenbearbeitung ausschließlich auf dem Krautbühl. Die folgenden Abbildungen zeigen exemplarisch zwei Messprofile.

Profil auf halber Höhe über den Hügel gemessen
Profi zentral über die Hügelkuppe

Im Radargramm des Bildes auf halber Höhe sind bei einer Profilkoordinate von 21,3 m bzw. 34,8 m deutliche Reflexionshyperbeln ab durchschnittlich 1 m Tiefe erkennbar. Aufgrund der Form, Ausdehnung und Tiefenlage dieser Objekte wird davon ausgegangen, dass sie überwiegend Steinkistengräbern entsprechen, wie sie auch bei der Grabung im Jahre 1925 aufgefunden wurden.

 
 
 

 
 
Die Abbildung (siehe oben) zeigt im Überblick die Verteilung der vermuteten, flach liegenden Gräber, die sich vor allem im oberen Drittel des Hügels finden.
Das zentral über die Hügelkuppe gemessene Radarprofil gibt Aufschluss darüber, ob sich im Inneren des Hügels eine zentrale Grabkammer befinden könnte. Es zeigt sich, dass dort tatsächlich in 4 m Tiefe eine etwa 2,5 m bis 3,5 m breite Zone verstärkter Reflexion auftritt, die als deutlicher Hinweis auf eine solche Kammer zu sehen ist. Aufgrund der Messungen mehrerer Radarprofile über die Hügelkuppe hinweg konnte nachgewiesen werden, dass diese Zone leicht südlich des Hügelmittelpunkts in durchschnittlich 4 m Tiefe (Objektoberkante) liegt und eine Ausdehnung von etwa 2,5 m auf 3,5 m besitzt.

Die geophysikalischen Messungen haben somit eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse zum Krautbühl ans Licht gebracht: Er dürfte tatsächlich in einer zentralen Kammer die Bestattung eines lokalen keltischen Machthabers des 6. oder 5. Jhs. vor Christus bergen, der seinen Sitz wohl auf Hohennagold hatte. Damit hätten wir für Nagold eine ähnliche Situation wie bei den keltischen "Fürstensitzen" Hohenasperg und Heuneburg, wo ebenfalls Großgrabhügel in der Nähe der befestigten Höhensiedlungen liegen. Spuren der ehemaligen Sockelbegrenzung des Krautbühls in Form einer Trockenmauer zeichnen sich ebenfalls in dem Magnetogramm ab. Im oberen Drittel der Hügelschüttung konnten weitere alamannische Steinkistengräber des späten 7. Jhs. lokalisiert werden. Im Gelände unmittelbar westlich des Krautbühl haben sich Hinweise auf weitere archäologische Strukturen im Boden ergeben - vielleicht liegen hier weitere Gräber aus keltischer oder alamannischer Zeit.

 
         
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